Wie in jedem Jahr findet in Dortmund wieder rund um den Weltflüchtlingstag, diesmal zwischen dem 11. und 20. Juni, eine Aktionswoche mit Veranstaltungen statt – in und vor der Reinoldikirche am Ostenhellweg 2 und an verschiedenen anderen Orten im Stadtgebiet.
Zwei besondere Highlights sind die schon aus den Vorjahren bekannte und stets eindrucksvolle Aktion „Namen lesen“, an der neben vielen anderen in diesem Jahr der Kabarettist und Autor Fritz Eckenga beteiligt ist – und eine echte Filmpremiere: Was bedeutet es, neu anzukommen? Was heißt „Heimat“ – und wie entsteht sie? Darum dreht sich ein interkulturelles Film- und Gesprächsprojekt. Im Zentrum steht dabei am Montag, 16. Juni, um 19 Uhr, in der Reinoldikirche die Premiere des Dokumentarfilms „Ankunft Dortmund. Heimat ist, wo wir gemeinsam sind“ von Marius Neumann und Sveda Gettys, die drei ganz persönliche Geschichten erzählen.
Im Anschluss diskutieren Vertreter*innen aus Zivilgesellschaft, Integration und Fußball über das Ankommen in Dortmund – und darüber, welche Rolle Gemeinschaft, Engagement und Sport dabei spielen. Auf dem Podium sind Sveda Gettys (Filmemacher & Dozent, about:stories), Filmon Hagos und Alwina Billmann von der Diakonie Flüchtlingshilfe Dortmund sowie weitere Vertreter*innen aus Dortmunds Flüchtlingsarbeit und dem Fußballsport. Musikalisch begleiten der Frauenchor des Migrantinnenvereins e. V. – unter Leitung der Filmemacherin und Künstlerin Ayşe Kalmaz – und Kemal Dinç, ein vielseitiger Musiker mit internationalen Wurzeln, den Abend. Die Veranstaltung ist kostenlos. Der Film wird von Montag, 16. Juni, bis Donnerstag, 19. Juni, jeweils von 10 bis 18 Uhr im Turmraum der Dortmunder Reinoldikirche gezeigt.
Gottesdienst „Heimat-los?!“ in St. Reinoldi
Der Gottesdienst „Heimat-los?!“ wird nicht allein durch den Kanzelredner zu einem Highlight der Aktionswoche: Es ist den Veranstalter*innen gelungen, den Journalisten, Autor und Theologen Stephan Anpalagan für den Gottesdienst zum Weltflüchtlingstag am Sonntag, 15. Juni, 11.30 Uhr in St. Reinoldi zu gewinnen. Über Heimat, das „Wir“ in „Wir sind das Volk“ und das„Du“ in „Du bist Deutschland“ hat er schon in seinem Buch „Kampf & Sehnsucht in der Mitte der Gesellschaft“ witzige und scharfe Worte und Positionen gefunden. Mit dabei sind außerdem: Hannes Lage (Hurt Rambis) Spoken Word Poetry, Stadtkirchenpfarrerin Susanne Karmeier, Mitglieder des Aktionsbündnisses „Beim Namen nennen“, sowie Anke Letzig (Flöte) und Tobias Schneider (Klavier).
Namen schreiben
Ein Mahnmal der Erinnerung und der Menschenwürde wird wieder vor der Reinoldikirche entstehen: Es besteht aus vielen tausend Stoff-Streifen, die während der fünftägigen Aktion „Namen schreiben“ von Montag bis Freitag täglich zwischen 10 und 18 Uhr mit Namen, Herkunft, Zeitpunkt des Todes und Todesumständen der auf der Flucht gestorbenen Menschen an unseren Grenzen beschriftet werden. An einer Installation auf dem Ostenhellweg aufgehängt, sind sie mitten in Dortmunds Fußgängerzone nicht zu übersehen. Viele Schüler*innen und Menschen aus der Region haben bereits mehr als 40.000 Streifen beschrieben und machen weiter, weil das Sterben nicht aufhört.
24 Stunden „Namen lesen“
Bei der 24-stündigen Aktion „Namen lesen“ von Donnerstag, 19. Juni, 18 Uhr bis Freitag, 20. Juni, 18 Uhr beteiligen sich neben Fritz Eckenga (Donnerstag, 19. Juni, 20.30 Uhr), auch der Polizeipräsident von Dortmund, Bundestagsabgeordnete, (Bezirks-)Bürgermeister*innen, Geschäftsleute der Dortmunder Innenstadt, der Theaterdirektor und Integrationsratsmitglieder sowie die Superintendentin des Ev. Kirchenkreises Dortmund, Heike Proske, und viele andere. Zu jeder halben Stunde wird eine Kerze angezündet, und es wird still. Zu jeder vollen Stunde ehren Künstler*innen mit Musik oder Wort das Leben der Toten, darunter Musiker*innen von den Dortmunder Philharmonikern, Musik Dortmund, über Frank Scheele, Maria Bovensmann und Gilda Razani und viele andere.
Weitere Aktionen rund um den Weltflüchtlingstag:
„Wenn das Sterben die einzige Chance auf Leben ist … oder gibt es einen Ausweg? Wie das Trauma der Flucht bearbeitet werden kann“ heißt es am Donnerstag, 12. Juni, um 19.30 Uhr im Institut am Schauspielhaus Dortmund, Hiltropwall 15. Der psychische Druck auf Geflüchtete ist enorm. Im Film „Elegy“ von Alexander Moust und Lucienne Groot – beide sind vor Ort – erzählt die 13-jährige Fatima von ihrer Familie, die seit sieben Jahren unterwegs ist – von Syrien über den Libanon, Spanien bis in die Niederlande. Der Film zeigt, wie komplex und verletzlich das Leben von Kindern werden kann, wenn sie vor Gewalt fliehen und ein neues, stabiles und sicheres Zuhause suchen. Rodica Anuti-Risse (Leiterin PSZ-Psychosoziales Zentrum für Flüchtlinge) spricht mit Paul Gerhard Stamm (Flüchtlingshilfe Aplerbeck e.V.) über die Situation und Beratung von psychisch belasteten und traumatisierten Flüchtlingen.
„Tiger” ist eine Erzählung über Flucht, Heimat und Hoffnung. Der Tiger ist los. Er ist alles losgeworden. Sein Zuhause ist zerstört. Nun streunt er durch die Fremde. Muss seinen Hunger stillen und seinen Durst löschen und eine Heimat suchen. Findet er eine? Eine bewegende Geschichte von der Suche nach einem Platz im Leben, trotz des schweren Themas mit Leichtigkeit erzählt. Das Theaterstück des Kofferweltentheater ist am Mittwoch, 18. Juni, 15 Uhr im Haus der Kinder „Casa Copiilor“, Braunschweiger Str. 20 zu sehen. Anmeldung unter 0231 / 84 94 621 erwünscht.
Ankommen, Arbeiten, Amitié: Was, wenn Migration ein Netzwerk hätte? Die „Amitie“ ist ein radikal ungewöhnlicher Film über Arbeit, Ankunft – und eine KI, die Freundschaft neu denkt. Filmvorführung und Gespräch mit den Filmemacher*innen von „Die Amitié“ Dienstag, 17. Juni 19 Uhr in der Schauburg, Brückstraße 66.