06.10.2025

Standing Ovation in der Reinoldikirche

Ballett trifft Kirche. Predigt, Musik und Tanz zur Carmina Burana

Von Nicole Schneidmüller-Gaiser

Eine knallvolle Kirche, in der alle Bänke belegt sind, alle Extrastühle ebenfalls, Menschen stehen in Reihen im hinteren Bereich der Reinoldikirche in Dortmund oder sitzen sogar auf dem Fußboden. Standing Ovation und donnernder Applaus nach dem Gottesdienst. Das klingt nach Kirchentag oder dem Traum eines optimistischen Pastors – doch es ist Realität beim Format „Ballett trifft Kirche“. „Carmina Burana“ steht in diesem Jahr als Erstaufführung auf dem Spielplan des Theaters Dortmund – und es ist schon eine kleine Tradition, dass Kirche und Theater, zwei Säulen der Dortmunder Gesellschaft, das Stück aufgreifen und die großen Themen aus dieser mittelalterlichen Sammlung bearbeiten und interpretieren.

18 Tänzerinnen und Tänzer vor historischer Kulisse, eine inspirierende Kanzelrede vom Geschäftsführenden Direktor des Theaters Dortmund, Tobias Ehinger, eine zeitgemäße, anrührende Liturgie der Pfarrerin an Sankt Reinoldi, Susanne Karmeier, sowie die treibende, bewegende, betörende Musik von Carl Orffs Carmina Burana und Kantor Christian Drengk an der Orgel machen diesen Gottesdienst zu einem besonderen Erlebnis und wecken in so manchem Besucher den Wunsch, das Ballett in Gänze im Theater zu sehen.

Im Mittelpunkt der Predigt steht der Dank – passend zum Datum, schließlich feiern Christinnen und Christen an diesem Wochenende Erntedank. Die Bilder des Ballett-Crew zeigen künstlerisch und tänzerisch das Leben als einen Kreislauf, als ein Verbundensein des Einzelnen mit anderen. Ehinger legt Wert darauf, dass das Leben ein Geschenk sei und die demütige Dankbarkeit für dieses Geschenk sei eine Haltung, die zufrieden machen. „Demut und Dankbarkeit verändern den Blick, weg von dem, was fehlt, hin zu dem, was trägt“, so der Theatermann. In den Worten Susanne Karmeiers klingt das so: „Was hält? Was trägt zur Nacht?“ Und mit Blick auf die Carmina Burana ergänzt sie: „Wir glauben nicht an Fortuna. An die kalte Schicksalsgöttin, die kalt das Rad dreht. Wir hier in der Reinoldikirche glauben an Gott. An die Liebe. Gott ist die Mitte.“

Die Premiere von „Carmina Burana“ im Opernhaus Dortmund findet am Samstag, 18. November, um 19.30 Uhr statt.

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Foto: Stephan Schütze
Tänzerinnen und Tänzer des Ballett Dortmund und des NRW Juniorballett tanzen Szenen aus „Carmina Burana“.
Foto: Stephan Schütze