45.000 evangelische und katholische Kirchen gibt es in Deutschland. Schul- und Krankenhauskirchen nicht mitgerechnet. Ihr Erhalt kostet Geld. Bei denkmalgeschützten Kirchen besonders viel. In Dortmund zählen wir allein 37 denkmalgeschützte Gotteshäuser. Ihre Zukunft ist langfristig unsicher.
Das wissen auch die Initiatoren des Kirchenmanifestes, die im Mai 2024 schrieben: „Kirchen und ihre Ausstattungen gehören zu den wichtigsten Zeugnissen des Kulturerbes in Europa. Staat und Gesellschaft können und dürfen sich ihrer historisch begründeten Verantwortung für dieses kulturelle Erbe nicht entziehen.“
Dr. Barbara Welzel, Professorin für Kunstgeschichte an der TU Dortmund, hat dieses Statement mitverfasst. Sie brennt für das Ziel, die Kirchen zu erhalten. „An vielen Orten hat eine Werteverschiebung stattgefunden“, sagt sie. „Kirchen sind jetzt ’Immobilien‘ und nicht mehr heilige Orte.“ Bei der ganzen Debatte gehe es letztlich auch um Demokratie, denn Kirchen seien Räume der Begegnung und des Austauschs. Ihr Kollege Prof. Dr. Wolfgang Sonne, der den Lehrstuhl für Geschichte und Theorie der Architektur innehat, ergänzt: „Diese Räume haben eine besondere Atmosphäre, jeder Stein hat eine Botschaft.“
Perspektivwechsel und Kreativität eröffnen neue Möglichkeiten
Oft seien die Kirchen die ältesten Gebäude in einer Stadt, ihre Ausstattung ein Schatz. Und auch Menschen, die nicht gläubig sind, ließen sich davon verzaubern. Sonne plädiert dafür, „multifunktional zu denken“, mehrere Nutzungsmöglichkeiten in Betracht zu ziehen. Dr. Barbara Welzel berichtet von Kirchen in den Niederlanden, aus denen Hotels, Restaurants und Kindertagesstätten geworden sind. „Wir können Kirchenräume auch vermieten – an die Musikschule oder den Yogakreis. Und wir sollten uns auch anderen Religionen gegenüber öffnen. Das Wichtigste aber ist: Wir müssen gemeinsam kreativ werden, gemeinsam handeln.“ Es könne keiner seinen Kirchturm allein retten.
Die Kreissynode Dortmund bittet nun alle Gemeinden um eine Stellungnahme zu dem Thema, um Ideen, um Konzepte, die zur Diskussion gestellt werden.
Das Kirchenmanifest haben inzwischen deutschlandweit über 22.000 Menschen unterschrieben. Sie fordern u. a., dass auch der Staat Verantwortung übernimmt und die Gesellschaft der Situation „mit neuen Formen der Trägerschaft“ begegnet, etwa „mit einer Stiftungslandschaft für Kirchenbauten und deren Ausstattungen“.
Das sind langfristige Ziele und Wünsche. Unterdessen sind viele Pfarrerinnen, Pfarrer und Presbyterien ratlos, wie sie demnächst die Renovierung ihrer Kirche oder die Reparatur des Daches bezahlen sollen.
Anhe
Zum Manifest und der Unterzeichnungsmöglichkeit: