Am 23. August um 11 Uhr werden auf dem Dortmunder Opernvorplatz 50 ungleiche Paare zusammenkommen. Menschen, die nachweislich bei vielen Themen unterschiedlicher Meinung sind. Sie werden jeweils zu zweit an kleinen Tischen sitzen und schlicht und ergreifend miteinander reden. Nicht mehr. Aber eben auch nicht weniger.
Man schaut sich in die Augen, kann den anderen nicht einfach „weg-klicken“, kommuniziert auch über Mimik und Gestik miteinander und findet sich vielleicht sympathisch, obwohl man das eigentlich gar nicht wollte … So könnte es ablaufen, so könnte „Das Ruhrgebiet spricht – in Dortmund“ zu mehr Toleranz und Respekt führen. Susanne Karmeier, die Pfarrerin an der Ev. Stadtkirche St. Reinoldi, die die Aktion mit initiiert hat, wünscht sich „respektvolle Auseinandersetzungen und vielleicht ja auch mehr Verstehen. Wenn wir wirklich miteinander reden, werden wir offener für unser Gegenüber und denken anders über seine oder ihre Sicht der Dinge nach, auch wenn es nicht unsere eigene ist.“
Und so werden viele Tischchen auf dem Opernvorplatz stehen, und der interessierte Spaziergänger kann beobachten, ob an ihnen „die Fetzen fliegen“ oder nicht. Die Teilnehmer können den Organisatoren danach, wenn sie möchten, ein Selfie schicken und von ihren Erfahrungen berichten.
Die Idee „Das Ruhrgebiet spricht“ stammt von der Wochenzeitung „Die Zeit“, die bereits seit Jahren Menschen unterschiedlicher Meinung im Rahmen der Aktion „Deutschland spricht“ zusammenbringt. Schon 90.000 Personen haben daran teilgenommen. Auch Susanne Karmeier hat es ausprobiert und sich mit einem 77-jährigen Herrn aus Soest getroffen, um dann zu merken, dass man eigentlich doch gar nicht so weit auseinanderliegt. Eine gute Erfahrung sei das gewesen.
„Ich wollte diese Idee schon lange für Dortmund umsetzen, habe es aber bislang nicht geschafft. Und dann habe ich Mitstreiter in anderen Stadtkirchen im Ruhrgebiet gefunden, und schon war alles leichter.“ Jetzt wird unter dem Motto „Das Ruhrgebiet spricht“ auch noch in Essen (22.8.), Bochum (22.8.) und Duisburg (23.8.) gesprochen.
So lastet die Vorbereitungsarbeit auf mehreren Schultern. In Dortmund sind tatkräftig auch das Theater Dortmund und die Diakonie mit im Boot. „Die Zeit“ unterstützt, indem sie ihre Software zur Vermittlung der Gesprächspartner zur Verfügung stellt.
Wer sich bis zum 13. August angemeldet hat, wird online einen Fragebogen ausgefüllt haben, den die Initiatorinnen und Initiatoren zusammen mit der Universität Duisburg-Essen ausgearbeitet haben. Fragen sind u. a.: „Was empfindest du im Moment als besonders herausfordernd?“ und „Denkst du, dass zu viel Vielfalt zu Konflikten in der Gesellschaft führt?“.
Die Gesprächszeit ist mit eineinhalb Stunden angesetzt. Auf dem Opernplatz wird es dazu Getränke und kleine Snacks zu kaufen geben. Infostände von Kirche, Diakonie und Theater wird es nicht geben. „Das ist ja keine Werbeveranstaltung“, sagt Susanne Karmeier. „Wir wollen einfach, dass Menschen miteinander sprechen, die sonst nicht miteinander gesprochen hätten und dass so Demokratie erlebbar wird.“
Die Gesprächsfäden, die gesponnen werden, bilden in Susanne Karmeiers Vorstellung ein unsichtbares Netz über der ganzen Ruhrregion, dasMenschen miteinander verbindet und trotz aller Unterschiedlichkeiten zusammenhält.
„Wer sich nicht angemeldet hat, kann ja gucken kommen oder mit Tobias Ehinger vom Ballett Dortmund, Uta Schütte-Haermeyer von der Diakonie und mir sprechen“, meint die Stadtkirchen-Pfarrerin augenzwinkernd. Bei Erfolg soll „DAS RUHRGEBIET SPRICHT“ auch in Dortmund wiederholt werden.
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Anmeldungen
Noch bis zum 13. August sind Anmeldungen für „Das Ruhrgebiet spricht“ möglich.
Informationen zum Projekt und zur Registrierung: