23.09.2025

Wo Klimaaktivistin und FDP-Chef einander zuhören

Dialogforum in Dortmund förderte Verständigung zwischen gegensätzlichen Positionen zum Klimawandel

Am 22. September fand in der Dortmunder Stadtkirche St. Reinoldi das vierte Dialogforum der bundesweiten Initiative #VerständigungsOrte statt – mit dem provokativen Titel „Die Zukunft wird heiß! Wer zahlt beim Klima drauf und wer gewinnt?“. Rund 80 Teilnehmende tauschten sich in kleinen Gruppen über die drängendste Herausforderung unserer Zeit aus: die Klimakrise und die sozialökologische Transformation.

 

Nach einer kurzen Faktenorientierung durch Christian Müller, den Nachhaltigkeitsbeauftragten des Hauptsponsors der Veranstaltung, der Bank für Kirche und Diakonie, ging es beim Podiumsgespräch vor allem um die persönlichen Geschichten und Erfahrungen hinter den jeweiligen Positionen.

 

Carla Hinrichs, Klimaaktivistin und Sprecherin der Neuen Generation (ehemals Letzte Generation), berichtete davon, wie schon in ihrer Jugend das Versprechen, dass es ihrer Generation einmal besser werde, angesichts der Klimakrise zerbrach. Sie sprach davon, wie sie ihr Studium abbrach, um Klimaaktivistin zu werden, und wie eines Tages Polizisten mit gezogener Waffe in ihrer Wohnung standen und sie wegen Gründung einer kriminellen Vereinigung verhafteten.

 

Der FDP-Bundesvorsitzende Christian Dürr erzählte, wie ihn seine Faszination von marktwirtschaftlichen Lösungswegen dazu führte, seine Diplomarbeit über den internationalen Emissionshandel zu verfassen, und wie er auch mit seinen Kindern darüber im Gespräch ist.

 

Besonders eindrucksvoll war die globale Perspektive, die Ina Hommers von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit einbrachte – etwa durch ihre Erfahrungen in Nigeria und am Horn von Afrika, wo die Folgen der Erderhitzung bereits spürbar sind, aber teilweise auch heute schon Lösungen wie Energieversorgung durch dezentrale Photovoltaikanlagen entstehen.

 

Der durch den Abend führende TV-Moderator Peter Großmann (ARD) brachte die weit auseinander liegenden Perspektiven der Podiumsgäste in einen aufmerksamen und konstruktiven Austausch.

 

In den anschließenden Tischgesprächen konnten die Teilnehmenden – von jungen Menschen bis Senioren, von FDP-Mitgliedern bis Klimaaktivistinnen – in kleinen Runden ihre Meinungen und Geschichten teilen. Trotz mancher hitzigen Diskussionen war die Atmosphäre von Offenheit und respektvollem Zuhören geprägt.

 

Künstlerische Beiträge des Musikers und Kabarettisten Fabian Vogt und des Theaterprojekts Klima-Monologe, das die authentische Erzählung einer jungen Frau mitten in den verheerenden Bränden in Kalifornien Anfang 2025 eindrücklich in Szene setzte, verliehen dem Abend eine tiefere, emotionale Dimension. Am Ende des Dialogforums hielten die Teilnehmenden konkrete Hoffnungen für die Zukunft auf einer „Hoffnungswand“ fest.

 

„Das Ziel, die vielfältigen gesellschaftlichen Perspektiven zu Klimakrise und Transformation zu Wort kommen zu lassen und einen Raum für offenen und respektvollen Austausch zu schaffen, wurde erreicht“, resümierte Sigurd Rink, Referent bei der evangelischen Zukunftswerkstatt midi und Mitorganisator des Abends. „Trotz weit auseinanderliegender Positionen konnten die Teilnehmenden die verschiedenen Meinungen im Raum aushalten und einander ehrlich zuhören.“

 

Der Abend zeigte: Auch bei brisanten Themen sind Dialog und Verständigung möglich. Viele Teilnehmende bedankten sich nach dem offiziellen Ende für die bereichernde Erfahrung und blieben bei Imbiss und Getränken noch weiter im Gespräch.

 

#VerständigungsOrte ist eine Initiative der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Diakonie Deutschland und der evangelischen Zukunftswerkstatt midi (www.verständigungsorte.de).

Foto: Stephan Schütze