07.07.2025

Stadtkirchenpfarrer Michael Küstermann verabschiedet

Mit guten Ideen und Liebe zur Kultur um den Kirchenkreis verdient gemacht

Die Reinoldikirche im Herzen der Innenstadt steht für Dortmund. Pfarrer Michael Küstermann steht für die Reinoldikirche, zumindest die letzten 21 Jahre lang. „Ich hatte immer schon eine große Verbundenheit mit der Reinoldikirche“, sagt er. Und so war er 2004 hocherfreut, Pfarrer an dieser Stadtkirche und dem Wahrzeichen von Dortmund zu werden. In einer Stadtkirche, so Küstermann, stellten sich andere Fragen als in einer Stadtteil- oder Dorfkirche. „Wie erreiche ich die Menschen in der City? Auch Berufspendler und Männer und Frauen beim Einkauf? Kann ich auch Menschen an die Kirche binden, die hier nicht jeden Sonntag den Gottesdienst besuchen?“ Kirchenmusikalische, kulturelle, spirituelle und seelsorgerische Angebote haben eine besondere Bedeutung. „Viele Menschen wollen sich nicht mehr auf Dauer binden, sie interessieren sich auch für kurzfristige Kontakte. Hier gibt es unterschiedliche Besucherinnen und Besucher zu unterschiedlichen Anlässen und Angeboten.“ Täglich schauten 300 bis 600 (im Advent weit über 1000) Menschen herein und besichtigen die Kirche oder nutzen die Zeit für ein stilles Gebet.

Auch beim sonntäglichen Gottesdienst verzeichnet der Pfarrer 60 bis 300 Besucherinnen und Besucher, so viele, wie vor der Coronazeit. Tendenz steigend. Das ist vergleichsweise ungewöhnlich, aber „in unserem Profil im Rahmen der Stadtkirchenarbeit haben die Gottesdienste immer schon eine besondere Bedeutung gehabt.“ Ein Faktor dabei ist die Tätigkeit eines Organisten, der als A-Musiker sowohl die Gottesdienste als auch die Konzerte und die Proben der Chöre, wie des bekannten Bachchores, begleitet. Christian Drengk hat eine Vollzeitstelle – was immer seltener wird. Pfarrer Küstermann ist sich dieses Privilegs bewusst. Und auch die Stadtgemeinde weiß es zu schätzen.

Während der großen Restaurierung der Reinoldikirche, für die Pfarrer Küstermann ebenfalls verantwortlich zeichnet, wurden die gesamte Reinoldikirche und die Ausstattungsstücke erneuert bzw. restauriert. Zum Abschluss wurden noch zwei neue Orgeln eingebaut, was auch durch zahlreiche Spenden ermöglicht wurde. Die kleinere der beiden Orgeln steht weiter vorn, nahe dem Altar- und Chorraum. „So gibt es die Möglichkeit, dass der Chor bei Konzerten durch eine sehr gute Orgel begleitet werden kann.“ Ein weiteres Zeichen dafür, dass Musik als wichtig erachtet und wertgeschätzt, die jahrhundertelange Kirchenmusiktradition in St. Reinoldi fortgesetzt wird.

Dass Pfarrer Michael Küstermann der Kunst so verbunden ist, hat eine Geschichte. Für den Ruhrgebiets-Kirchentag 1991 konzeptionierte und koordinierte er federführend das gesamte Kulturprogramm für insgesamt fünf Städte an etlichen Spielorten. Ein Millionenprojekt unter dem Motto „Freiräume – der Geist weht, wo er will“.

Pfarrer Küstermann denkt immer kreativ! So konnte 2006 in der Landeskirche die erste Kircheneintrittsstelle – mit großem Erfolg eingerichtet werden. Die Gottesdienste für Unbedachte, also für Verstorbene, die keine Angehörigen haben, liegen ihm sehr am Herzen; und er engagiert sich für die Stiftung Denkmalswerte Kirche und den stadtgeschichtlichen und kulturwissenschaftlichen Dialog in der Kirche mit zahlreichen Kooperationspartnern wie der TU Dortmund. Das Projekt „stadt paradies sanktreinoldi“ zum Kirchentag 2019 in Dortmund, das er initiiert hatte, gab den Anstoß, dass nun in jedem Jahr vom städtischen Grünflächenamt ein Gartenparadies rund um seine Stadtkirche geschaffen wird, das als wunderschöne Ruheoase viele Passanten anzieht, so auch in diesem Jahr.

Dass er jetzt in den Ruhestand geht, schreckt Pfarrer Küstermann nicht: „Man muss sich an den Gedanken gewöhnen, dass man etwas loslassen muss, was einen über Jahrzehnte geprägt hat. Ich bleibe gelassen und lasse das auf mich zukommen.“ Die Verabschiedung fand im Gottesdienst am 6. Juli in der Reinoldikirche statt.

Anhe

Stadtkirchenpfarrer Michael Küstermann (vorn) ist in den Ruhestand gegangen. Im Gottesdienst am 6. Juli in St. Reinoldi verabschiedeten ihn (v. l.): Lektor Dr. Hans Peters, Ulf Schlüter, Theologischer Vizepräsident der EKvW, Lektorin Ursula Wagener, Superintendentin Heike Proske, Stadtdirektor Jörg Stüdemann, Prof. Dr. Barbara Welzel von der TU Dortmund und Kantor Christian Drengk.
Foto: Stephan Schütze