Noch bis zum 12. Dezember 2021 ist in Dortmund eine Wanderausstellung zu jüdischer Geschichte und Kultur zu sehen. Sie trägt den Titel: "Menschen, Bilder, Orte – 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland". Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte in der Dortmunder Hansastraße ist nach Essen, Münster, Köln und Wesel die vorerst letzte Station der Ausstellung, die einen Höhepunkt zum Festjahr ‚1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland‘ darstellt.
In vier begehbaren Kuben finden Besucher*innen anschauliche Informationen zur wechselhaften Geschichte der Jüdinnen und Juden in Deutschland. Die umfasst Zeiten des einvernehmlichen Miteinanders von Jüd*innen und Christ*innen genau wie Ausgrenzung, Vertreibung und Massenmord.
Im Rahmen der Pestepidemie im Jahr 1349 etwa kam es zu Pogromen und Vertreibung von Jüdinnen und Juden aus den Städten. Auf der verzweifelten Suche nach Schuldigen für die verheerende Verbreitung der tödlichen Krankheit warf man Jüdinnen und Juden vor, Brunnen zu vergiften und die Krankheit bewusst zu verbreiten, obwohl ja auch Menschen aus ihrer Volksgruppe an der Pest starben.
Zu anderen Zeiten hingegen lebten die Bevölkerungsgruppen unterschiedlichen Glaubens weitgehend einvernehmlich mit- und nebeneinander. Den Bau des Kölner Doms etwa unterstützte die Familie des jüdischen Bankers und Mäzens Abraham von Oppenheim maßgeblich, während der protestantische Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner am Bau der Kölner Synagoge mitwirkte. Und selbstverständlich ist auch die Schoa während der Herrschaft des Nationalsozialismus und die Zeit danach ein Thema der Ausstellung.
Zudem werden in einem der Ausstellungs-Würfel die unterschiedlichen Strömungen des Judentums beleuchtet. Das reicht von orthodoxer Ausrichtung über Prozesse der Aufklärung bis zu liberalem Glaubensverständnis. In Videoaufnahmen erzählen jüdische Kinder, wie sie im heutigen Deutschland in ihrem Glauben aufwachsen, was ihnen wichtig ist und wie sie mit nichtjüdischen Mädchen und Jungen zusammenleben und lernen.
Und auch der jüdischen Kultur ist ein Teil der Ausstellung gewidmet. Thematisiert werden religiöse Riten und Handlungen, aber auch die Einflüsse jüdischer Künstlerinnen und Künstler auf die Kunst und Kultur der Gesellschaft in Deutschland und darüber hinaus. Zu nennen sind bildende Künstler wie Felix Nussbaum, Marc Chagall und Max Liebermann, Komponisten, etwa Friedrich Hollaender oder Gustav Mahler, oder auch Architekten wie Gottfried Semper.
Dortmund beherbergt heute die größte jüdische Kultusgemeinde in Nordrhein-Westfalen. So ist der westfälischen Metropole die letzte Station der Ausstellung im Festjahr vorbehalten. Aufgrund des großen Zuspruchs wird sie im kommenden Jahr auch in anderen Städten in Deutschland, außerhalb Nordrhein-Westfalens, zu sehen sein.