02.06.2025

Klimaschutz mit System: Der Kirchenkreis Dortmund auf dem Weg zur Klimaneutralität

Ein umfassendes Konzept, 30 konkrete Maßnahmen und viel Engagement: Die evangelische Kirche übernimmt Verantwortung für Mensch und Schöpfung

Da liegt es. 190 Seiten stark – nicht gerade handlich, aber voller Herzblut und richtungsweisend. Sina Marks, seit Oktober 2023 Klimaschutzmanagerin im Evangelischen Kirchenkreis Dortmund, hat den Titel des gerade veröffentlichten Klimaschutzkonzeptes, „Umdenken! Klima retten“, längst verinnerlicht – und sie hat Leidenschaft, Fachwissen und viel Liebe zum Detail in ein Werk gesteckt, das den Menschen im Kirchenkreis als Leitfaden für klimabewusstes Handeln dienen soll. Der Kreissynodalvorstand (KSV) hat das Werk nun beschlossen und damit seine Verbreitung in allen Gemeinden, Gremien und Einrichtungen initiiert – auf dem Weg hin zu einer klimaneutralen Lebens- und Arbeitsweise.

Am Anfang stand eine Bestandsaufnahme. Wo entstehen die klimaschädlichen Treibhausgase? Und wodurch lässt sich ganz konkret möglichst viel CO₂ einsparen – denn das gilt als das entscheidende Treibhausgas, weil es Wärme in der Atmosphäre speichert und so zur Erderwärmung beiträgt. Das Ergebnis überrascht nicht: „Der Großteil der Treibhausgase wird bei uns durch Wärme erzeugt – wir haben viele, große Gebäude, und die meisten davon sind energetisch nicht auf dem neuesten Stand“, erklärt Sina Marks.

Das Zusammentragen belastbarer Zahlen war eine Fleißarbeit, bei der die 41-Jährige Unterstützung durch die Kolleg*innen aus der Bauabteilung, durch die Ingenieursgesellschaft Gertec und nicht zuletzt auch von hilfsbereiten Menschen in den Kirchengemeinden bekam. Denn obwohl es natürlich Listen und Dateien gibt, in denen die kreiskirchlichen und gemeindlichen Gebäude erfasst sind, ließ sich daraus nicht einfach per Knopfdruck ermitteln, welche CO₂-Bilanz die Häuser, Büroräume und Kirchen haben. „Das war schon ein Sammeln und Suchen“, ist Sina Marks sichtlich froh, dass diese wichtige Grundlagenarbeit nun abgeschlossen ist. Eine Schwierigkeit entstand auch dadurch, dass extern vermietete Flächen aus der Berechnung wieder herausgenommen werden mussten, da deren CO₂-Bilanz zwar für die Natur und das Klima, nicht aber für das Klimaschutzkonzept des Kirchenkreises relevant ist: „Da gilt nur, was wir selber nutzen.“

Schließlich konnte eine Treibhausgasbilanz auf der Grundlage der Verbrauchsdaten 2023 vorgelegt werden. Den Löwenanteil an Emissionen in Höhe von 1943 Tonnen hat Gas; es folgen der Gebäudestrom (770 Tonnen) und der Ausstoß von 744 Tonnen CO₂ durch die Mobilität der Mitarbeitenden. Diese Zahlen liefern nun die Grundlage für einen umfangreichen, insgesamt 30 Maßnahmen umfassenden Katalog, der nun schrittweise in den Gemeinden, im Kreiskirchenamt und in den KiTas abgearbeitet werden soll.

Geht es um Klimaneutralität, kommt man um das Thema Gebäudebedarfsplanung nicht herum. „Genutzte Gebäude wollen wir nach und nach sanieren. Das wird viel Geld kosten, ist aber wichtig und richtig. Und natürlich stellt sich die Frage, was mit den Gebäuden passieren soll, die eigentlich nicht mehr benötigt werden“, formuliert Sina Marks vorsichtig mit Blick auf sinkende Kirchenmitgliederzahlen. „Unser Ziel ist es, den Gebäudebestand auf solide Beine zu stellen und klimaneutral zu gestalten.“ Dazu gehöre auch die Reduzierung nicht benötigter Gebäude – und der verstärkte Einsatz erneuerbarer Energien.

Weder die Gemeinden noch das Kreiskirchenamt starten da bei null – in 15 Gemeinden wurden schon die Heizungsanlagen modernisiert, sechs Gemeinden haben eine Photovoltaikanlage und produzieren ihren Strom klimaneutral selber. Wärmepumpen gibt es dagegen bislang nur an drei Standorten – hier sieht Sina Marks großes Potential. „Die wichtigste Maßnahme ist für uns der Umstieg auf erneuerbare Energie“, betont sie und hofft dabei auch auf Akzeptanz und viele Mitstreiter*innen in den Kirchengemeinden und Einrichtungen.

Eine Steuerungsgruppe, bestehend aus Vertreter*innen der Personalplanungsräume, den Umweltbeauftragten und Menschen aus Leitung und Verwaltung, soll nun entscheiden, wie die ersten 13 Maßnahmen in den kommenden drei Jahren umgesetzt werden sollen. Dazu gehören etwa die Erstellung eines Dachflächenkatasters, um festzustellen, auf welchen Gebäuden der Bau einer Photovoltaikanlage überhaupt möglich ist. Eine Energieberatung soll helfen, diejenigen Gebäude zu identifizieren, die insgesamt als zukunftsfähig eingestuft werden – und deren Energieverbrauch zu senken. Und auch scheinbar kleinere Maßnahmen können beitragen, die CO₂-Bilanz zu verbessern – etwa indem die Reisekostenabrechung für alle Mitarbeitenden des Kirchenkreises digitalisiert werden soll, oder ein zeitnah geplanter „Heizungscheck“, bei dem etwa ein hydraulischer Abgleich erfolgt oder bestehende Rohre gedämmt werden. „Die Tücke steckt halt manchmal im Detail“, weiß Sina Marks.

„Es gibt so viel zu tun“, blickt Sina Marks mit Respekt, aber auch mit Elan auf die nächsten Schritte. „Wir sehen es doch jeden Tag in den Nachrichten, welche Auswirkungen die Klimaerwärmung jetzt schon haben. Europa erhitzt sich schneller als jeder andere Kontinent.“ Darum hofft sie natürlich auch, dass ihre Stelle als Klimaschutzmanagerin um weitere drei Jahre verlängert wird. Aber mit Hoffnung – kennt man sich bei Kirche ja aus …


Grafik mit dem Text:

Für die Erstellung eines umfassenden Integrierten Klimaschutzkonzeptes (IKSK) hat der Ev. Kirchenkreis Dortmund, zunächst für zwei Jahre befristet, Anfang Oktober 2023 ein  Klimaschutzmanagement eingerichtet. Die Stelle für das Klimaschutzmanagement wird durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) gefördert.

Projekttitel: „KSI: Klimaschutzmanagement – Erstellung eines integrierten Klimaschutzkonzeptes durch ein Klimaschutzmanagement für den Ev. Kirchenkreis Dortmund – Erstvorhaben (Förderkennzeichen: 67K22894). 

Das Integrierte Klimaschutzkonzept des Ev. Kirchenkreises Dortmund wurde vom Kreissynodalvorstand (KSV) des Kirchenkreises am 13.03.2025 verabschiedet.
Das Konzept wurde in Zusammenarbeit mit der beauftragten Ingenieurgesellschaft GERTEC erstellt unter der Maßgabe, den Vorgaben und Anforderungen des Fördergebers (Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz) im Rahmen der ‚Nationalen Klimaschutzinitiative‘ zu entsprechen.
Projektbeginn war der 01.10.2023 und endet am 30.09.2025.

Nationale Klimaschutzinitiative

Mit der Nationalen Klimaschutzinitiative initiiert und fördert das Bundesumweltministerium seit 2008 zahlreiche Projekte, die einen Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen leisten. Ihre Programme und Projekte decken ein breites Spektrum an Klimaschutzaktivitäten ab: von der Entwicklung langfristiger Strategien bis hin zu konkreten Hilfestellungen und investiven Fördermaßnahmen. Diese Vielfalt ist Garant für gute Ideen. Die Nationale Klimaschutzinitiative trägt zu einer Verankerung des Klimaschutzes vor Ort bei. Von ihr profitieren Verbraucherinnen und Verbraucher ebenso wie Unternehmen, Kommunen oder Bildungseinrichtungen.