30.06.2025

Kirchenkreis würdigt die Arbeit der Kita-Teams

„Wer für Kinder sorgt, muss auch für sich selbst sorgen“

Die Erziehenden- und Kinderpflege-Berufe sind in den vergangenen Jahren anspruchsvoller geworden. Das hat viele Gründe. Mehr gesetzliche Vorgaben, höhere Ansprüche der Eltern, eine immer komplexere Welt, in der Jungen und Mädchen Orientierung und Stabilität brauchen. Dazu kommen große soziale Unterschiede und die Gewissheit, dass erstmals in der deutschen Nachkriegsgeschichte die Kinder definitiv als Erwachsene weniger „haben“ werden als ihre Eltern.

Erzieherinnen und Erzieher, Ergänzungskräfte sowie alle Beschäftigten in den Kitas haben jeden Tag „volles Programm“. Mütter und Väter fordern regelrecht ein, wofür sie bezahlen, beispielsweise vorschulische Bildung; Kinder, die extrem viel Zeit in digitalen „Parallelwelten“ verbringen, fordern Aufmerksamkeit, und die Arbeitgeber fordern Weiterbildungen und die ständige Bereitschaft, sich auf neue Vorgaben einzustellen.

Der Evangelische Kirchenkreis hat seinen Kita-Beschäftigten gezeigt: „Wir wissen das. Wir sehen Dich. Wir möchten, dass Du zur Ruhe kommen und Kraft tanken kannst.“

Bei dem ganztägigen Aktionstag „Glaube als Ressource – Wege zu Resilienz und Gesundheit“ an der Dortmunder Rennbahn, gab es Vorträge, Tipps, Impro-Theater, Gesundheitstests, Lieder, Essen, Trinken – Gemeinschaft! Viele Teams hatten sich gewünscht, mal vollständig zusammenzukommen und sich auszutauschen oder einfach nur die Zeit zu genießen. Alle Kitas waren an dem Tag geschlossen.

Warum macht der Evangelische Kirchenkreis Dortmund das? „Wer für Kinder sorgt, muss auch für sich selbst sorgen“, sagt Christoph Müller, der Leiter des Referats Tageseinrichtungen für Kinder. „Der Beruf ist wunderschön und wichtig und kann einem ganz viel geben. Abgesehen davon muss man aber auch schauen, dass man nicht zu viele der Probleme und Fragestellungen mit nach Hause nimmt, denn viele Kinder stehen unter `Dauerstress´, und das überträgt sich natürlich auch. Eltern treten fordernd auf. Die Rolle der Erwachsenen hat sich in den letzten Jahren massiv verändert. Und ganz praktisch: Wer Jahrzehnte in dem Job arbeitet, dem tun die Knie und der Rücken weh.“ Selbstfürsorge sei wichtig! Und dabei spielten natürlich auch der Glaube und die Spiritualität eine tragende Rolle.

Christoph Müller, früher selbst als Kita-Fachkraft tätig, möchte zufriedene Mitarbeitende haben. Wenn er von seinem Beruf spricht, spricht dabei auch immer die Begeisterung aus ihm: „Kinder sind unser nachwachsender Rohstoff und unsere gesellschaftliche Zukunft“, sagt er beispielsweise. „Wir in den Kitas können individuelle Entwicklungsbegleitung anbieten. Das ist total wertvoll. Wir stabilisieren die Kinder, indem wir Strukturen und einen stabilen Rahmen bieten, Grenzen setzen. Nur so können die Mädchen und Jungen dann auch Freiheiten genießen. Und: Wir wissen, wie´s geht. Unsere Mitarbeitenden haben das gelernt.“

So sei die Erzieher-Ausbildung heutzutage nahezu akademisch. Neben diversen Dokumentationspflichten im Berufsalltag gebe es auch Konzepte, die erarbeitet und immer wieder überprüft werden müssten. Kinderschutzkonzept, Inklusionskonzept, sexualpädagogisches Konzept, etc. Wer in dem Bereich arbeitet, braucht viel Intuition UND viel „Gehirnschmalz“.

Ein großes Thema beim „Event-Tag“ des Referats Tageseinrichtungen für Kinder, an dem rund 900 Mitarbeitende teilgenommen haben, war „Was kann ich für mich tun, um in Balance zu kommen?“. Maßgeblich an der Planung beteiligt war Ute Wimmer-Strunk, eine der Fachberaterinnen des Referats. Auch sie war früher als Erzieherin tätig: „Die Herausforderungen des Alltags sind sicherlich größer geworden. Noch immer gilt für mich: Es gibt nichts Schöneres, als die Energie von Kindern, um sich zu haben. Das ist ein Geschenk. Kinder sind freie Wesen, und ich kann ihre Entwicklung begleiten. Das ist toll. Viele empfinden die Belastungen sehr bewusst. Die Begeisterung können wir genauso bewusst wahrnehmen.“

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Die Kitas des Evangelischen Kirchenkreises Dortmund

Ein Überblick

Es gibt 70 Kindertagesstätten in der Trägerschaft des Evangelischen Kirchenkreises Dortmund, also in Dortmund, Lünen und Selm.

Die Kitas des Kirchenkreises besuchen rund 5.200 Kinder.

Hier arbeiten 1.180 Mitarbeitende in Voll- und Teilzeit. Das entspricht ca. 920 Vollzeitstellen.

Im Referat für Kindertageseinrichtungen an der Jägerstraße 5 in Dortmund sind 12 Frauen und Männer tätig: Ein Referatsleiter, sechs Fachberaterinnen und -berater, zwei Fallmanagerinnen (zuständig für die Unterstützung bei Kindern mit besonderem Teilhabebedarf, Inklusion etc.), eine Personalcontrollerin, eine FSJ-lerin und eine Verwaltungskraft.

Die Versorgungsquote mit Kita-Plätzen für U3-Kinder liegt (bei allen Trägern insgesamt) in Dortmund aktuell noch bei unter 50%. Das nächste „Etappenziel“ liegt bei 50%.

Gleiche Chancen für alle

Die Kitas des Evangelischen Kirchenkreises Dortmund sollen dazu beitragen, dass Kinder so weit wie möglich Chancengleichheit erfahren, zumal künftig ein Migrationsanteil von 50 Proznet der Kinder erwartet wird.

Kitas sind Bildungseinrichtungen mit Mitarbeitenden, die ihr Handwerk verstehen und professionell ausüben, die pädagogisch gebildet sind und die Kinder optimal fördern sowie auf ihre Bedürfnisse eingehen. Die Kitas sollen ihnen optimale Entwicklungschancen bieten – auch im sprachlichen Bereich, denn die deutsche Sprache zu beherrschen, ist eine wichtige Schlüsselkompetenz für den späteren Besuch der Grundschule.

Foto: Stephan Schütze
Foto mit Selbstgebasteltem am Selfie-Point.
Foto: Stephan Schütze