„Ich bin nicht ganz fertig geworden“, sagt sie und geht. Die Rede ist von Anke Steger. Nach 20 Jahren verlässt sie den Kirchenkreis Dortmund und macht sich auf den Weg in die kleine Stadt Schwelm, um dort ab Januar 2022 das zu sein, was sie in Dortmund schon war: Gleichstellungsbeauftragte.
Die Nachricht darüber hat viele Reaktionen ausgelöst. Ehren- und Hauptamtliche der Kirche, die sie über die Jahre begleitet hat, haben ihr geschrieben, wie viel Unterstützung sie durch sie bekommen haben, die ihnen nun schmerzlich fehlen werde. Ihre Beharrlichkeit in Sachen „geschlechtersensible Sprache“ hat Wirkung gezeitigt. So denken Verantwortliche mittlerweile darüber nach, wie Stellenanzeigen zu verfassen sind, damit sie nicht diskriminieren. Zuletzt wirkte Anke Steger als Geschäftsführerin im kreiskirchlichen Ausschuss für Geschlechtergerechtigkeit mit, in dem sie zusammen mit anderen die Arbeit für eine Handreichung mit Empfehlungen für eine Sprache begonnen hat, die Geschlechter gleich behandelt.
In vielen Gremien hat Steger mitgearbeitet und dort Spuren hinterlassen. Mit ihren Fortbildungsangeboten hat sie dazu beigetragen, dass Menschen ihren Berufsalltag besser bewältigen und organisieren konnten. Ob im damaligen kleineren Kirchenkreis Dortmund-Mitte-Nordost, im Bildungswerk oder zum Schluss im großen Dortmunder Kirchenkreis – sie war die treibende Kraft für mehr Gerechtigkeit für Frauen und Männer. Sie forcierte die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und trat dafür ein, Voraussetzungen für eine gesundheitsfördernde Betriebskultur zu schaffen.
So hat sie das Gesundheitsmanagement im Kirchenkreis mit aufgebaut, brachte als Gesundheitsbeauftragte so manchen buchstäblich ans Laufen. Doch die Schrittzählaktion „Click & Go“ war nur Teil eines Konzeptes für eine Gesundheitskultur, für die sie auch Leitungspersonen in die Pflicht nahm. „Gesundes Führen“ war und ist ihr wichtig. Das zu erlernen, forderte sie Fortbildungen für Führungskräfte. Ebenso organisierte sie Schulungen, um sexualisierter Gewalt im beruflichen Kontext vorzubeugen. Ihr Credo: Kinder, Jugendliche wie auch Erwachsene müssen sich im kirchlichen Raum nicht nur sicher fühlen, sondern auch sicher sein. Daher muss alles getan werden, um sexuelle Grenzverletzungen zu verhindern.
Sie setzte sich dafür ein, Voraussetzungen zu schaffen für einen Kirchenkreis, der sich nun mit dem Evangelischen Gütesiegel „Familienorientierung“ schmücken kann. 14 Maßnahmen, die sie gemeinsam mit Mitarbeitenden entwickelte, tragen dazu bei, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Kirchenkreis zu verbessern. Dazu zählen der Gesprächskreis für pflegende Angehörige ebenso wie Beratungsangebote für Pflege und Kurzzeitpflege, aber auch Kinderferienbetreuung oder Ferienmaßnahmen für Alleinerziehende.
Eine Teamplayerin – das ist sie. „Ich danke euch für euer Mitdenken, die Ideen, eure Kreativität, euer Wirken im Vorder- und Hintergrund und dass sich so manche Vorhaben im Vorfeld mit euch einfach leichter angefühlt haben als sie am Ende manchmal waren.“ So bedankt sie sich bei ihren Mitspieler*innen. Das Spiel mit dem Ziel einer Kultur der Gerechtigkeit, Gesundheit und Familienorientierung ist noch nicht zu Ende. Wie es ausgeht, hängt auch davon ab, wie viel die nun und zukünftig Verantwortlichen von dem aufgreifen und fortsetzen, was Anke Steger in Gang gesetzt hat.
Ralf Porps